Der Hauptmann von Köpenick

Carl Zuckmayer

Premiere am 13. Juni 2013, Schleswig-Hosteinisches Landestheater, Sommerfestspiele Gottorf

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Inszenierung: Ingo Putz

Ausstattung: Cornelia Kraske und Anna Sörensen

Musikalische Leitung: Dietrich Bartsch

Leitung des Geltinger Blasorchesters: Arno Panske

Dramaturgie: Bettina Schuster

Fotos: Luisa Fastabend

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Besetzung

Wilhelm Voigt: Uwe Kramer

Friedrich Hoprecht/Bürgermeister Obermüller/Pudritzi/Kellner: Oliver Nitsche

Marie Hoprecht/Frau Obermüller/Plörösenmietze: Nina Mohr

Wabschke/Gefängnisdirektor: Jürgen Böhm

von Schettow/Knell/Bulcke/Grenadier: Stefan Roschy

Wormser/Rosencrantz/Pachulke/Arbeitssuchenden: Stefan Hufschmidt

Kalle/Willy Wormser/Killian: Johannes Fast

Liesken/Wachtmeisterin/Wäscherin: Friederike Butzengeiger

Oberwachtmeister/Hirschberg-Krause: Tobias Bode

Soldaten, Damen der Gesellschaft, Gefangene, Tanzende:

Elke Bahnsen, Hans-Jürgen Bahnsen, Norbert Benedict, Felix Borchert, Lisa-Maria Busch, Nicole Busch, Inga Dieckelmann, Gudrun Eitner, Elke Endres, Peter Frahm, Hans-Helmuth Jebe, Pia Klatt, Iris Lage, Ingeborg Muth, Tom Runge, Volker Schwarz, Fabienne Siegmann, Ralf Siegmann, Sean Siegmann, Klaus Soll-Lage

und das GELTINGER BLASORCHESTER

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Pressestimmen

KIELER NACHRICHTEN, 17.06.2013

von Christoph Munk

… Putz und seine Dramaturgin Bettina Schuster würfeln die Szenenfolge kräftig durcheinander und zerbröseln so manchen Handlungsstrang … doch dank wundersam ineinandergreifender Szenenübergänge gelingt ihnen ein eigener, unterhaltsam flüssiger Erzählduktus. Dazu marschieren immer wieder die fabelhaften Musiker des Geltinger Blasorchesters mit zeittypischen Melodien übers Pflaster. So entstehen prächtige und tönende Schaubilder – ein großer spannender Bänkelsang.

Den Rest erledigt das spielfreudige, von den Statisten bis zum Hauptdarsteller engagiert auftrumpfende Ensemble … im Mittelpunkt, ein armer Mann: Uwe Kramer gibt den Hauptmann von Köpenick energisch und anrührend Gestalt. … keinen bloßen Unglücksraben, keinen reinen Schelm, sondern einen Menschen, der oft erniedrigt wird und sich doch immer wieder aufrichtet. Weil sein Schuster Wilhelm Voigt aussen zerbrechlich erscheint, aber im Innern weich und doch kraftvoll wirkt, fasziniert er nicht nur als Schalk, sondern auch in den leisen Momenten, beim Tod des kranken Mädchens beispielsweise oder im zentralen politisch kritischen Dialog mit dem Schwager über Recht und Unrecht in der preußischen Welt.

Zu diesem traurigem Komiker passt auch das von Ingo Putz erfundene Finale: Ohne Arbeit kein Ausweis, ohne Ausweis keine Arbeit – aus diesem Teufelskreis erlöst den Schuster auch nicht die erfolgreiche Besetzung des Rathhauses zu Köpenick. Also macht er sich mit den Worten der Bremer Stadtmusikanten aus dem Staub: „Etwas besseres als den Tod findest du überall.“ Kein glücklicher Ausgang, aber nachdenklich als Bilanz einer knapp zweistündigen Märchenstunde über einen armen, braven Untertan in den Mühlen der Bürokratie. Und am Ende wieder Musik, Aufmarsch, stürmischer Beifall …

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SHZ, 17.06.2013

von Frank Jung

„… Was lange währt, wird endlich gut: Regenbedingt feierten die Sommerfestspiele des Landestheaters einen Tag später als geplant Premiere – dafür aber eine äußerst umjubelte. Der „Hauptmann von Köpenick“ macht sich gut im Innenhof von Schloss Gottorf.

Das gilt in mehrfacher Hinsicht. Nicht nur angesichts der Begeisterung des Publikums, das Beifall sogar trampelte. Keine andere Stadt im Land wäre besser geeignet als Schleswig, Carl Zuckmayers bissige Persiflage auf den preußischen Beamtengeist vorgesetzt zu bekommen. Als langjährige Provinzialhauptstadt war es im Norden das Zentrum genau desjenigen wilhelminischen Obrigkeits-Wahns, die der „Hauptmann“ an den Pranger stellt. Und von einer Behörden-Mentalität hat sich an der Schlei bis heute mehr gehalten als anderswo. Dann ist da noch die Authentizität der Spielstätte: Wenn militärische Kommandos durch den Schlosshof hallen und Soldaten über denselben exerzieren – dann wird die Ära des Schlosses im 19. und frühen 20. Jahrhundert lebendig, in der Gottorf als Kaserne diente.

Gelungen ist die Step-By-Step-Technik, die die Besucher in die Welt des Stücks hineinholt: Vor dem Schloss macht die preußische Polizei Jagd auf Falschparker. Nach dem Platznehmen im Hof droht ein Aufseher an, während der Aufführung zu überprüfen, ob jeder auf dem Sitz mit der korrekten Nummer sitzt. Und der knüppelschwingende Gefängnisdirektor im ersten Akt wechselt mit seinen bösen Blicken zwischen seinen Sträflingen und den Zuschauern hin und her.

Unfreiwillig erhält die Hauptfigur Wilhelm Voigt (unvergleichlich verhärmt verkörpert von Uwe Kramer) hier im Zuchthaus das Rüstzeug für ihren legendären Coup. Nur, weil der Gefängnischef mit den Insassen aus lauter Langeweile Militär spielt, kennt Voigt die Details, mit denen er sich nach seiner Entlassung als falscher Hauptmann einen Soldatenzug gefügig macht. Dabei will er seine neue Freiheit eigentlich nur für ein ganz normales Leben nutzen. Doch vor lauter Formalismus blockiert der Beamtenstaat sich bei der Resozialisierung selbst: Eine Beschäftigung im einst erlernten Schusterberuf wird Voigt versagt, weil er nirgendwo fest gemeldet ist – und eine feste Adresse inklusive Pass wird ihm vorenthalten, weil er keine Arbeit hat. So entsteht die Idee, sich eine Hauptmannsuniform beim Schneider zu besorgen und allein durch die Autorität des Stoffs zum Bestimmer zu werden.

 

 

 

 

Bei allen komödiantischen Aspekten dieser Absurdität geht das Tragische in der Inszenierung von Ingo Putz nicht unter. Sie meistert den schmalen Grat zwischen Ernst und Unterhaltung. Die Ohnmacht des Individuums bleibt im Fokus. …“

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SHZ, 12.06.2013

von Dirk Jennert

„… Hier entsteht ein großes Stück in großartigem Gewand. Putz schöpft aus dem Vollen. Über 30 Profi-Schauspieler und Statisten werden sich auf der Bühne tummeln, die aufwändig gestalteten Kostüme sind eine Augenweide, …
Und dann dieser Hauptdarsteller! Wo haben die Theaterleute nur diesen hageren, geradezu verhärmt wirkenden Uwe Kramer aufgetan, der schlesisch-näselnd die tragikomische Gestalt des Schusters Wilhelm Voigt so ungemein glaubwürdig verkörpert? …  Er hat das Zeug dazu, den Schleswigern in ähnlich guter Erinnerung zu bleiben wie in den neunziger Jahren Konrad Krauss in der Rolle des „Jedermann“. …“

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Termine und Karten

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