KÜSSE.BISSE.

PENTHESILEA!

nach Heinrich von Kleist

Abschlussstück des Schauspielstudios Frese

Premiere am 13 Januar 2012 Lichthoftheater/Hamburg

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Inszenierung: Ingo Putz

Ausstattung: Ensemble/Putz/Glucharen

Kampfchoreografie: Felix Geefcke, Ingo Putz

Fotos: Alexander Merbeth

Szenenfotos: Roberto Rigamonti

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Besetzung:

Oberpriesterin: Rashidah Aljunied

Penthesilea: Cosma Dujat

Prothoe: Viviane Eggers

Asteria: Patricia Foik

Amazone: Janna Lena Koch

Achill: Dirk Stierand

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Pressestimmen

hamburgtheater.de 14.01.2012

von Birgit Schmalmack:

Love is a battlefield

Die TV-Reality-Show beginnt. Die Moderatorin (Rashidah Aljunied) heizt das Publikum an. Eine Frau werde gegen einen Mann auf der mit Torf bestreuten, Kampfarena antreten. Die stolze Kriegerin Penthesilea treffe auf Achilles (Dirk Stierand), den bisher unbesiegten Kriegshelden.
Die Frauen, die hier in der Show auftreten, geben sich als stark, kampfesmutig und emanzipiert. Dennoch sind sie unverkennbar weiblich. Ihre Kampfmontur besteht aus Highheels und Strechminikleidern. Die Moderatorin reißt mit Vorliebe Männerwitze. Dennoch müssen diese siegesgewissen Frauen am Schluss Achilles den Sieg zubilligen.
Die Amazone Penthesilea ist beeindruckter, als sie sich eingestehen mag. Weil sie sich aber keinem Mann unterwerfen kann, fordert sie ihn erneut zum Kampf heraus, um ihm nahe kommen zu können. Er geht darauf ein, weil er ebenfalls verliebt hat. Sie hetzt jedoch die Hunde auf ihn und zerfleischt ihn. Auf dem Torffeld liebkost sie ihn mit Strömen aus Tomatenketchupblut. Selbst die übrigen Kriegerinnen (Patricia Foik, Janna Koch, Viviane Eggers) sind entsetzt über soviel Unmenschlichkeit. Als Penthesilea ihre Tat endlich realisiert, erdolcht sie sich selbst.
Regisseur Ingo Putz hat den blutrünstigen Kleiststoff in den Rahmen einer TV-Gameshow gepackt. Das führt zu einem Gap, das anfänglich schwer zu überbrücken scheint. Die lockeren oberflächlichen Witzchen zwischen Kandidaten, Publikum und Moderatorin wollen sich zunächst gar nicht in das ideologisch aufgeladene Umfeld der Amazonen einfügen, das sich nur mit Ehre, Stolz, Macht und Kampf beschäftigt. Doch Pütz schafft so eine beträchtliche Fallhöhe für das Folgende. Denn bald bleibt das Lachen im Halse stecken und die Auseinandersetzung auf Leben und Tod lässt alle Witze verstummen.
Die jungen Absolventen des Schauspielstudios Frese meistern diesen schwierigen Balanceakt alle sehr souverän. Besonders Cosma Dujat in der Titelrolle berührt in ihrem Spiel, das den Schmerz ihres langwierigen Erkenntnisprozesses mit kleinen Gesten offen legt und Viviane Eggers als ihre Schwester folgt ihr ausdrucksstark durch alle Höhen und Tiefen ihres Gefühlskampfes. Sehr mutige Umsetzung eines anspruchsvollen Textes!

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